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Einstimmung

INSIDE 12 | 2023

Martin Tobler DSC02891

Editorial

«Ein beeindruckender Drive»

HGC Organic CMYK Mitoutline

Jubiläum

Der Countdown läuft

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Natursteinhandel

HGC und Interstein spannen zusammen

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Startups

Logistock

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Raumgestaltung

Ein neues Ausstellungskonzept

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Konstruktionsholz

Ab ins Trockene

HGC KV 3

Lehrlingsmarketing

Videoclips und Web-Präsenz

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Lagerlogistik

Zeit sparen im Abholmarkt

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Mischfarben

Neue Farbräume am Genfersee

HGC Hilti TE 2000 22 MP

Werkzeugmiete

Sharing is caring

Raum Wetterhorn2

Tagungsort

Die Academy by HGC wird nun auch öffentlich

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Umweltschutz

Einweg-PET wird aussortiert

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Immobilien

Zukunft bauen

Design Angepasst

Ausklang

Die HGC wünscht frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

«Diese Verschwendung hat mich schockiert!»

Samuel Broch ist 18-jährig und bereits erfolgreicher Unternehmer. Seine Idee, für überschüssige, aber noch gebrauchsfähige Baustoffe eine Handelsplattform zu entwickeln, trifft genau den Nerv der Zeit. Die HGC unterstützt deshalb das Startup, das Samuel mit einem Kollegen unter dem Namen Logistock gegründet hat. Inside traf den ökologisch und ökonomisch denkenden Jungunternehmer zum grossen Interview.

Samuel, du bist erst 18 Jahre alt und bereits erfolgreicher Unternehmer. Wie kam es dazu?

Das Ganze begann 2021. Ich besuchte damals die Handelsschule im Collège du Sud im freiburgischen Bulle. Im zweiten Studienjahr wurde uns die Aufgabe gestellt, ein fiktives Unternehmen zu gründen. An diesem Projekt durften wir ein ganzes Jahr lang arbeiten.

In den Ferien davor hatte ich einen Monat lang auf einer Baustelle gearbeitet und dort miterlebt, wie viel überschüssiges, aber noch einwandfreies Material im Abfall entsorgt wurde.

Auf meine Nachfrage hin erfuhr ich, dass der Rücktransport und die erneute Einlagerung dieser Ware teurer gewesen wäre als die sofortige Entsorgung. Schockiert über diese Verschwendung, hatte ich spontan die Idee, eine Firma zu gründen, die nicht benötigtes Baumaterial ein zweites Mal auf den Markt bringt.

Eine tolle Idee, aber wie brachtest du sie zum Fliegen?

Am Anfang überlegte ich mir, was man tun müsste, um ein solches Ziel zu erreichen. In der Baubranche ist die Konkurrenz gross, und häufig schaut jeder Unternehmer nur für sich. Da ist es naheliegend, dass eine ressourcenschonende Zusammenarbeit selten ist. Mir war klar, dass man zuerst unter Konkurrenten eine neue Form von kooperativem Verhalten schaffen müsste, um sie dazu zu bewegen, gemeinsam etwas für die Umwelt zu tun.

Später kam ich darauf, dass sie gar nicht unbedingt miteinander zusammenarbeiten müssen, sondern dass es reicht, wenn man eine Win-win-Situation zwischen dem Besitzer einer Ware und einem potenziellen Käufer herstellt. Als Bindeglied zwischen den beiden stellte ich mir eine Plattform ähnlich wie Ricardo oder Ebay vor – einfach für Bauprofis, die Baumaterialien rasch verkaufen oder günstig kaufen wollen.

Deine Idee war also bereits am Anfang sehr klar. Wie hast du sie nach aussen kommuniziert?

Ich machte von meiner Idee eine PowerPoint-Präsentation, und meine Lehrer waren davon begeistert. Sie meinten, dass ich bereits umfassendere Aspekte berücksichtigt hätte, als Schüler das sonst in dieser Phase tun würden.

Die Schule konnte mich aber nur mit Standardmethoden unterstützen, also zum Beispiel darin, wie man eine Firma gründet. Mein Projekt wurde aber schnell konkreter, sodass ich mich mit der praktischen Gründung von Logistock – so wollte ich die Firma nennen – befassen musste.

Von meinem Projekt überzeugt, schloss sich mir mein Mitschüler Léon Baftiri an, der mich auch heute noch tatkräftig unterstützt.

Léon hatte bis dahin eine eigene Idee erarbeitet. Ab einem gewissen Punkt liess sich diese aber nicht mehr richtig weiterentwickeln.

So kam es, dass er sich meinem Projekt anschloss, so wie das viele Klassenkameraden machen, wenn sich zeigt, dass Projekte von Mitschülern bereits weiter fortgeschritten sind. Da wir uns gut ergänzen, arbeiten wir seither zusammen.

Du fandest also in Léon einen Kompagnon. Hattest du keine Angst, dass es zwischen euch nicht klappen könnte?

Nein, überhaupt nicht. Léon ist etwas älter als ich, aber im Moment noch immer an der Handelsschule, die ich letztes Jahr abgeschlossen habe. Wenn alles nach Plan läuft, kommt er im nächsten Jahr nach seinem Abschluss ebenfalls für eine Stage zur HGC – so wie ich das gerade mache.

Unterdessen habe ich mit Léon ein eigenes Unternehmen gegründet, das wir im Handelsregister eintragen liessen. Bei der Firmengründung merkte ich zum ersten Mal, dass ich vielleicht doch noch ein bisschen jung war für mein Vorhaben. Denn jedes Mal, wenn ich etwas Geschäftliches unternehmen wollte, musste ich meine Eltern involvieren, weil ich noch nicht volljährig und somit nicht rechtsfähig war.

Und dann kam einer der schwierigsten Momente im ganzen Projekt. Denn ich musste mich um ganz viele Dinge gleichzeitig kümmern: Abklärungen machen, wichtige Entscheidungen treffen, Fristen einhalten und mich mit für mich völlig unbekannten Dingen wie Unternehmens- und Haftungsfragen, Altersvorsorge und noch vielem mehr auseinandersetzen. Und das alles neben der Schule. Das war schon happig.

Fast noch mehr hatten wir aber mit der Tatsache zu kämpfen, dass wir bloss Ausgaben und überhaupt keine Einnahmen hatten. Das war geradezu niederschmetternd.

Was waren denn die grossen Kostentreiber?

Die Programmierarbeit für unsere Online-Plattform war die grösste Herausforderung. Auf dem freien Markt wäre dies schnell sehr teuer geworden. Wir haben deshalb eine Hochschule in Freiburg angefragt, ob Studierende der Informatik für uns die Entwicklung übernehmen könnten.

Wir hatten nicht allzu viel Hoffnung, erhielten aber schlussendlich fast 20 Bewerbungen, was uns sehr freute. Zwei Studierende hatten zuvor schon komplexe Internetplattformen entwickelt. Deshalb entschieden wir uns für die beiden.

Sie waren von unserer Projektidee ebenfalls begeistert und wollten uns unterstützen. Deshalb boten sie uns die Programmierung für einen sehr günstigen Preis an. Wir möchten auch nach der Aufnahme ins HGC-Universum weiter mit ihnen zusammenarbeiten.

Wie wurde denn die HGC auf euch aufmerksam?

Zu dieser Zeit suchten wir starke Partner, die gut im Markt vernetzt waren und so den Kontakt zu den Unternehmen herstellen konnten, an die sich unser Angebot richtet.

Als ich einmal einen Freund besuchte und wir über das Projekt sprachen, wurde sein Vater hellhörig. Ich wusste damals nicht, dass Patrice Dupasquier eine bedeutende Rolle im Verwaltungsrat der HGC spielt. Ich erinnere mich, dass er zu mir sagte, er fände das Projekt sehr interessant und würde es gerne im Verwaltungsrat ansprechen. Ich hatte natürlich nichts dagegen.

Es dauerte danach nicht lange, bis die HGC uns kontaktierte und zu einer Projektpräsentation an den Hauptsitz einlud.

Offenbar konnten wir überzeugen, denn wir durften das Gespräch anschliessend vertiefen. Und so kam die Sache schliesslich ins Rollen.

Inzwischen ist Logistock Teil der HGC. Hat sich dadurch etwas an eurer Grundidee verändert?

Nein, überhaupt nicht. Wir haben es bis heute so durchgezogen, wie wir das von Anfang an geplant hatten. Natürlich haben wir uns und das Projekt weiterentwickelt und sind jetzt dran, alle Details auf ihre Markttauglichkeit zu prüfen.

Das Wichtigste ist, dass Logistock für alle Beteiligten, also sowohl für potenzielle Verkäufer als auch für potenzielle Käufer, attraktiv ist. Denn die Zeit, in denen die Transaktionen zwischen ihnen abgewickelt werden können, ist stark eingeschränkt. Die Ware kann ja nicht einfach wochenlang auf fertigen Baustellen liegen bleiben. Es geht also darum, möglichst schnell zu verkaufen und zu kaufen.

Damit das der Fall ist, muss auch das Angebot möglichst breit gefächert sein. Ausserdem hilft es, wenn gefragte Produkte nicht nur lokal, sondern regional oder noch besser überregional angeboten werden können. Deshalb ist es auch wichtig, dass möglichst viele Angebote von den Bestellmengen her gross genug und nicht bloss in Kleinmengen vorhanden sind.

Für unser Geschäftsmodell ist es natürlich zentral, dass die Preise von den Verkäufern so gestaltet sind, dass wir an einem Verkauf auch etwas verdienen. Deshalb erheben wir auf jede Transaktion eine Provision, deren Höhe wir derzeit aufgrund unterschiedlicher Parameter kalkulieren.

Bekommt ihr für die weitere Entwicklung eures Geschäfts Unterstützung durch die HGC, oder wie muss man sich das vorstellen?

Ja, das ist so. Wenn ich Fragen habe, kann ich mich jederzeit an alle relevanten Abteilungen der HGC wenden. Für diese Unterstützung bin ich der HGC bereits jetzt sehr dankbar. Ganz eng begleitet werde ich derzeit von Thomas Schwarz, dem Leiter Digital Office der HGC, der mir bei der Organisation und der Priorisierung meiner Aufgaben beratend zur Seite steht. Er ist für mich so etwas wie ein Mentor und Sparringspartner zugleich. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.

Wann ist denn der offizielle Startschuss für Logistock geplant?

Wir möchten mit unserer neuen Baumaterialbörse im Frühjahr 2024 den Markt aufmischen Dafür braucht es in den nächsten Wochen noch einiges an Werbung, um uns national bekannt zu machen. Dabei haben wir in erster Linie ein Banner auf dem Online-Shop der HGC vorgesehen, weil wir uns dort sowohl bei Materialeinkäufern als auch bei den grossen Lieferanten perfekt präsentieren können.

Ausserdem möchten wir mit Wirtschafts- und Baufachmedien zusammenarbeiten und auf den sozialen Medien aktiv werden, damit uns auch der Nachwuchs der Baubranche auf den gewohnten Kanälen kennenlernt. Und zuletzt wollen wir uns mit Auftritten auf ganz klassischen Plattformen wie Messen oder kleineren Branchenveranstaltungen vorstellen. Also einfach überall da, wo sich Bauprofis zum Netzwerken treffen.

«Eine bestechende Idee»

Als die Direktion der HGC von Samuel Brochs Idee erfuhr, lud man den jungen Mann und seinen Kompagnon spontan zu einer Präsentation ein. Die Vorstellung war derart überzeugend, dass daraus flugs eine Beteiligung wurde. HGC-CEO Martin Tobler erinnert sich.

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Martin Tobler, die HGC setzt auf Startups, die sich mit digitalen Dienstleistungen für die Baubranche auseinandersetzen. Woher kommt dieses Interesse?

Wir wollen vorne mitmischen – mit Produkten und Dienstleistungen. Immer mit dem Fokus, unseren Kunden das Bauen einfacher und effizienter zu machen. Dass wir uns deshalb auch bei Startups im sogenannten Proptech-Bereich beteiligen, liegt auf der Hand.

Gibt es bestimmte Kriterien, damit sich die Direktion der HGC mit einem Startup näher beschäftigt?

Wir schauen uns Startups nur in Bereichen an, die wir verstehen und die nahe bei unserem Kerngeschäft sind. In erster Linie also dem Handel mit Baumaterialien, der Beratung im Bau oder der Vereinfachung von Bauprozessen.

Mit welchen Startups arbeitet die HGC denn derzeit (schon) zusammen? Und was gab da den Ausschlag, dass es zu einer Zusammenarbeit gekommen ist?

Da ist zuerst unser hauseigenes Startup www.cubotoo.ch zu nennen. Wir bauen einen digitalen Marktplatz für Baumaterialien auf. 

Dann entstand unsere erste Beteiligung bei der Firma cloudworks mit ihren Plattformen www.umbaumanager.ch und www.ernoi.ch, welche die Bauprozesse für die Sanierung von Badezimmern und Küchen oder sogar ganzer Häuser digitalisieren.

Mit dieser Firma hatten wir bereits erfolgreich über unsere Wand- & Bodenbelagsabteilung zusammengearbeitet. Wir kannten somit die beiden Gründer sehr gut und hatten Vertrauen in sie. Deshalb sind wir als Minderheitsaktionär eingestiegen.

Später kam der deutsche online Händler www.bobbie.de. Dort sind wir beteiligt damit wir unsere Wissen über digitale Geschäftsmodelle schärfen können. Und zu guter Letzt jetzt www.logistock.ch. Zwei Jungs aus Bulle wollen damit den Materialaustausch innerhalb der Baubranche revolutionieren.

Erinnerst du dich noch, wann du zum ersten Mal auf Samuel Broch und seine Idee einer digitalen Baumaterialbörse aufmerksam (gemacht) wurdest?

Unser VR-Mitglied Patrice Dupasquier, auch er Freiburger, hat Samuel Broch zufälligerweise kennengelernt und war sofort begeistert von ihm und seiner Geschäftsidee. 

Patrice Dupasquier hat mich dann Samuel vorgestellt – und so nahm die Sache ihren Lauf.

Wusstest du zu diesem Zeitpunkt schon, wie alt Samuel war?

Ja, das hat mir Patrice gesagt. Bei ihm hatte Samuel einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Und als du sein junges Alter erfahren hattest, was ging dir da durch den Kopf?

Ich war zuerst überrascht und auch bestätigt, dass die jungen Leute etwas draufhaben.

Kannst du uns etwas genauer sagen, wie die Zusammenarbeit zwischen der (grossen) HGC und (dem kleinen) Logistock geregelt ist?

Wir haben gemeinsam mit Samuel und seinem Partner Leon die Logistock AG gegründet. Wir haben Kapital eingebracht, sie die Business Idee und die bereits programmierte Plattform. Samuel ist nun Verwaltungsrat und Geschäftsführer dieser AG. Ich selbst präsidiere den Verwaltungsrat von Logistock. Soweit das Formale.

Fürs Operative ist Samuel in unser Digital Office-Team eingebunden. Das sind die Kolleginnen und Kollegen, die den Webshop betreiben und viel Erfahrung im Digitalen haben. Davon kann Samuel profitieren.

Bei Startups und auch anderen Firmengründungen bestehen ja immer gewisse Risken. Wie schätzst du (beziehungsweise die gesamte Direktion der HGC) die Erfolgschancen von Logistock denn aktuell ein?

Die Idee ist bestechend, dass man überschüssiges, neuwertiges Baumaterial innerhalb einer Firma oder im Verbund mit anderen Firmen weitergeben kann. Es reduziert die Materialverschwendung und ist somit ein der Nachhaltigkeit verpflichtetes Geschäftsmodell, das durchaus Erfolg haben kann. Samuel und Leon entwickeln Logistock nun in enger Absprache mit Baufirmen.

Samel Broch ist inzwischen in die HGC eingebunden. Was denkst du, wohin ihn seine Reise bei der HGC und in der Welt der grossen Unternehmen noch führen wird?

Samuel ist ein kreativer, intelligenter und hartnäckiger Bursche, der seine Ideen beharrlich verfolgt. Mit dieser Einstellung wird er Logistock zum Erfolg bringen. Was dann noch kommt, werden wir sehen.

Logistock ist Teil der HGC geworden. Dazu gehört – ganz unabhängig vom Alter der dahintersteckenden Köpfe – immer auch etwas Glück. was rätst du denn anderen jungen Leuten aus der Baubranche, wie sie vorgehen sollen, wenn sie für eine tolle Unternehmensidee starke Partner suchen?

Ganz einfach: Nicht schüchtern sein und auf mögliche Partner zugehen. Die Jungen verstehen die Möglichkeiten, welche die neuen digitalen Technologien bieten, oft viel besser als unsere Generation. Und wir alle sind auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, um Geschäfte abzuwickeln.

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