von Luan Idrizi, Lernender Kaufmann EFZ
Marcel Bernards (48) ist verheiratet und hat eine acht-jährige Tochter. In der Familie Bernards geht es international zu und her. Marcel ist gebürtiger Holländer, heute Schweizer, und wohnt schon 17 Jahre in der Schweiz. Seine Frau ist aus Kolumbien und hat lange in Spanien gewohnt. So profitiert die Jüngste von einem dreisprachigen Zuhause in Rumlikon im Zürcher Oberland.
Seit Januar 2023 ist Marcel Bernards bei der HGC als Leiter Supply Chain Management tätig.
Marcel, wie erklärst du deiner kleinen Tochter, was du den ganzen Tag arbeitest?
Ich zeige ihr gerne das HGC-Logo, wenn wir unterwegs sind. Ich habe sie auch bereits an den Hauptsitz mitgenommen, um ihr zu zeigen, wo ich arbeite. Ich erzähle ihr, dass wir die Firma sind, welche die Baustellen mit Material versorgt, und mein Team dafür sorgt, dass die Baustellen die richtigen Waren zur richtigen Zeit bekommen.
Erkläre bitte den Begriff «Supply Chain Management» (SCM), sodass ihn jedermann versteht.
Das ist das Management der ganzen Lieferkette, vom Grundstoff bis zum Endkunden. Wir als HGC sind ja in der Mitte. Das heisst: SCM ist unternehmens- und abteilungsübergreifend und hat das Ziel, dass diese Kette optimal funktioniert.
Wir sind Händler. Wir kaufen, lagern, verkaufen, liefern. Wir stellen nichts her. Unser Netzwerk scheint nicht so komplex zu sein?
Das täuscht. Ich denke, gerade als Händler ist SCM extrem wichtig. Eine funktionierende Lieferkette heisst auch, die richtige Ware am richtigen Ort zu haben, dass diese für den Kunden verfügbar ist, wenn er sie braucht, und dass diese auf der Baustelle zur richtigen Zeit ankommt. Und dann ist da auch der Aspekt der Kosten, die im Einkauf, in der Lagerung und im Transport möglichst tief gehalten werden müssen, um so positiv zum Erreichen von unserem EBIT-Ziels 2,5 % beizutragen.
SCM hat den Anspruch, Wertschöpfungsvorteile für die gesamte Lieferkette zu erzielen. Wo siehst du diese konkret in unserem doch sehr bewährten Geschäftsmodell?
Es ist wichtig, zu sehen, dass die HGC über die Jahrzehnte in jene Struktur hineingewachsen ist, wie sie heute besteht. Nun gilt es, diese optimal einzurichten und wo möglich zu verbessern. Das heisst, unsere Kunden möglichst noch effizienter zu bedienen, gezielter einzukaufen und zu lagern, unsere Infrastruktur und Logistik noch besser zu nutzen und durch die gewonnene Effizienz Kosten zu sparen.
SCM nimmt also Einfluss auf fast alle Organisationseinheiten. Wie grenzen sich dann nun zum Beispiel die Kompetenzen des strategischen Einkaufs und jene des SCM von einander ab? Wo wirst du mit deiner Arbeit zu spüren sein, wo kratzt du am Bestehenden?
Sehr wichtig ist es, dass man gut zusammenarbeitet, was bisher auch absolut passt. Ich denke, die Voraussetzung ist, aus dem «Silodenken» herauszugehen. Ein offener Austausch soll das herausschälen, was das Beste für unsere Genossenschaft ist. Momentan führe ich direkt die Logistik, das heisst, diese kann ich auch direkt beeinflussen. Wichtig ist es aber auch, einen guten Austausch mit dem Verkauf zu haben, um die Kundenwünsche zu kennen. Vom Einkauf möchte ich lernen, weshalb etwas auf diese Weise gemacht wird, wieso jenes da oder dort an Lager ist. Immer mit dem Ziel, die Lieferkette zu optimieren.
Trotzdem: Wir haben Spezialisten im Einkauf, wir haben Spezialisten im Verkauf, wir haben Spezialisten in der Logistik. Was kannst du besser als diese Fachleute?
Die Frage lautet: Wie können wir etwas zusammen besser machen? Ich kann durch meine Erfahrung Potenziale erkennen und Beispiele aus der Praxis einbringen, wie etwas optimiert werden könnte. Diese Vorschläge kann man diskutieren, das Beste für die HGC herausfiltern und dann weitere Schritte machen. Ich bin nicht der, der allein in der Kammer sitzt und alleine Entscheidungen trifft.
Was sind deine genauen Aufgaben zurzeit?
Ich arbeite an verschiedenen Themen. Im Bereich Logistik soll zum Beispiel alles reibungslos funktionieren. Die Mitarbeitenden sind hier für mich sehr wichtig. Die Arbeitssicherheit, die Ordnung und die Sauberkeit (5S) stehen im Fokus, um Unfälle zu verhindern. Es sollen alle am Abend wieder gesund nach Hause gehen können.
Das abteilungsübergreifende Shopfloor Management wird implementiert, um die Kommunikation vor Ort zu optimieren und über einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess Weiterentwicklungen anzustossen.
In der Region Nord & Zentral läuft das erste klassische SCM-Projekt, das ich zusammen mit Matthias Staub leite. Dieses hat das klare Ziel, den Lagerumschlag zu verbessern und die Kosten zu reduzieren, zum Beispiel durch die Reduzierung der Umlagerungen. Involviert sind der Verkauf, der Einkauf und die Regionale Warenwirtschaft sowie die Logistik.
Was wird sich in der HGC durch das SCM verändern?
Ich glaube, dass sich viel verändern wird in den nächsten Jahren. Ich denke dabei an das Projekt Skylab4, das die Logistik einen grossen Schritt weiterbringen wird. Das SCM wird die Zusammenarbeit noch weiter verbessern, mit klaren und gut organisierten Prozessen. Ich sehe mich dabei als Brückenbauer, und das wichtigste Element dazu ist die Kommunikation. Wir wollen gemeinsam Probleme erkennen, umgehend angehen und dabei mit allen involvierten Stellen Lösungen erarbeiten.